Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche sieht in der ForuM-Studie einen wichtigen Baustein für entschlossenen und entschiedenen Einsatz gegen sexualisierte Gewalt
Landessuperintendent Dietmar Arends: „Wir wollen gemeinsam Verantwortung übernehmen und den Umgang mit sexualisierter Gewalt sensibel und mit höchster Sorgfalt gestalten. Denn dahinter stehen Menschen, denen großes Leid zugefügt wurde, das sie ihr Leben lang mit sich tragen.“
Kreis Lippe. Die Lippische Landesskirche hat die Studie zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie (ForuM-Studie) erhalten. „Als Lippische Landeskirche sehen wir in der ForuM-Studie einen wichtigen Baustein des entschlossenen und entschiedenen Einsatzes gegen sexualisierte Gewalt, dem sich die EKD, die Diakonie und alle Landeskirchen verpflichten“, erklärt Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche. „Die Versäumnisse der Vergangenheit bedrücken uns. Umso mehr ist es unsere oberste Aufgabe, betroffene Personen sexualisierter Gewalt heute zu unterstützen und die schmerzhaften Erfahrungen anzuerkennen, die sie erlitten haben. Es gilt, Fälle sexualisierter Gewalt – auch aus der Vergangenheit – konsequent und umfassend aufzuklären. Die unabhängige Studie stellt dabei für die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt eine wertvolle Grundlage dar und hilft, systemische Schwachstellen zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Gemeinsam wollen wir Verantwortung übernehmen und den Umgang mit sexualisierter Gewalt sensibel und mit höchster Sorgfalt gestalten. Denn dahinter stehen Menschen, denen großes Leid zugefügt wurde, das sie ihr Leben lang mit sich tragen“.
Zuvor wurde die ForuM-Studie heute in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Studie wurde von einem unabhängigen Forschungsverbund erstellt und von der EKD mit ihren 20 Landeskirchen unterstützt. Die EKD wird sich gemeinsam mit den Landeskirchen mit den Ergebnissen der Studie befassen, diese eingehend prüfen und notwendige Schritte veranlassen. In die Aus- und Bewertung der Ergebnisse wird auch das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD eingebunden sein, in dem Vertreterinnen und Vertreter betroffener Personen sexualisierter Gewalt sowie kirchliche Beauftragte zusammen arbeiten. Ziel ist es, auf der EKD-Synode im November 2024 erste Maßnahmen und Konsequenzen zu benennen.
Für die EKD, ihre Landeskirchen und die Diakonie ist die ForuM-Studie – auch und gerade mit Blick auf den kirchlichen und diakonischen Auftrag – ein wichtiger Schritt, um mit höchster Sorgfalt gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen. Sie trägt dazu bei, Zusammenhänge besser zu verstehen und Risiken zu minimieren. Gleichzeitig bietet die Studie eine Hilfestellung, um die Interessen und Bedürfnisse betroffener Personen zu wahren und unterstützende Maßnahmen umzusetzen.
Die Lippische Landeskirche hatte für die ForuM-Studie mehrere Vorkommnisse aus den vergangenen Jahrzehnten gemeldet. Diese sind in die Erstellung der Studie eingeflossen, ohne jedoch explizit aufgeführt zu werden. Landessuperintendent Dietmar Arends: „Wir werden Fällen aus den vergangenen Jahrzehnten, die uns bekannt sind oder noch bekannt werden, nachgehen und uns bemühen, diese nach bestem Wissen und Gewissen und so gut wie uns das heute nach Jahrzehnten noch möglich ist, aufzuarbeiten.“
Aufarbeitung von zwei Verdachtsfällen
Nach den oben genannten Prinzipien erfolgt derzeit auch die Aufarbeitung zweier Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt im Bereich der Lippischen Landeskirche, die sich in den 1980er- und 1990er-Jahren ereignet haben. Über die Fälle wurde die Kirche durch ihre Meldestelle bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. (Diakonie RWL) sowie die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) informiert. Die Landeskirche hatte die Vorgänge daraufhin, auch unter Berücksichtigung des ausdrücklichen Wunsches der betroffenen Personen, Anfang Januar öffentlich gemacht – mit dem Ziel, dass sich ggf. weitere Betroffene oder Zeugen melden können. Bislang sind drei Meldungen von betroffenen Personen bzw. Personen, die etwas beobachtet haben, eingegangen. Diese Meldungen fließen nunmehr in die weitere Aufarbeitung ein. Es besteht im Übrigen weiterhin die Möglichkeit, sich an eine der beiden Ansprechstellen (die Frauenberatungsstelle Alraune e.V. sowie Pfarrerin Susanne Eerenstein im Evangelischen Beratungszentrum der Lippischen Landeskirche) sowie die Meldestelle bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe zu wenden. Nähere Informationen gibt es hier.
Die beiden Fälle sind nicht Teil der Vorkommnisse aus den vergangenen Jahrzehnten, die die Lippische Landeskirche im Zuge der ForuM-Studie gemeldet hat, da sie der Landeskirche erst nach dem Ausfüllen des Frage- und Meldebogens zur Studie bekannt geworden sind. Nachmeldungen waren seitens des unabhängigen Forschungsverbunds nicht vorgesehen.